Der Drachenbaum ist auf allen kanarischen Inseln, Gran Canaria, Teneriffa, Lanzarote, Ferteventura, La Palma, Gomera und El Hierro zu finden.

Infocanaria 
Reiseführer Kanarischen Inseln

 Blog Info Canaria Seitenübersicht Impressum

Villa Winter

 

 

Sie befinden sich hier:

 

 

 

 

Ab nach Fuerteventura
Die Villa Winter

Villa Winter ist ein Anwesen nahe dem Ort Cofete an der Westküste der Halbinsel Jandia.
Die Villa wurde nach dem 1893 in Neustadt am Titisee im Schwarzwald geborenen deutschen Ingenieur Gustav Winter benannt und ist von Gerüchten umgeben.
Das 1946 errichtete Haus besteht aus zwei Stockwerken, einem Turm in nordöstlicher Richtung und einer teilweise verschlossenen Unterkellerung.

 

 

 

 

Villa-Winter

 In manchen Reiseführern wird es auch als "Feriendomizil eines deutschen Generals" erwähnt.


Gustav Winter


Gustav Winter arbeitete seit 1915 in Spanien und war an   verschiedenen Projekten auf Gran Canaria und Fuerteventura beteiligt. Die gängigen Spekulationen über die Aufgaben des Gustav Winter und die Funktion der Finca in Cofete sind:

Geheimer U-Boot Bunker während des zweiten Weltkrieges bei Cofete Fuerteventura.

Vorübergehende Unterbringung von Nazigrößen und deren Transport nach Südamerika zum Ende bzw. nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Alle seriösen Recherchen deutscher und spanischer Journalisten haben keine dieser variantenreichen Spekulationen bestärken oder gar beweisen können. Sie konnten aber auch nicht widerlegt werden. Alle Indizien wie angeblich überdicke Wände, "heidnische" Schnitzereien, überdimensionierte Stromleitungen und wunderliche Turmbauten lassen sich auf normale zeitgenössische Bauweisen eines deutschen Ingenieurs und damalige technische Verfügbarkeiten zurückführen.

Eingang-Villa-Winter
Innenhof-Villa-WinterHof
Blick-von-Villa-Winter

Alle von Zeitzeugen belegten und heute noch nachvollziehbaren Aktivitäten sind landwirtschaftliche Aktivitäten an der West- und Ostküste, sowie der Bau einer Straße von der Ostküste, beginnend zwischen der Costa Calma und Jandía, in Richtung Westküste. Der Bau dieser auch noch heute befahrbaren, asphaltierten Straße, die sich heute auf Privatgrund befindet, wurde aber nur bis zum Sattel des Bergzuges ausgeführt. Der Abstieg nach Westen wurde nie realisiert.

In wessen Eigentum die Villa Winter und die umliegenden Ländereien heute stehen, ist wegen der eigentümlichen spanischen Registerbestimmungen nicht genau nachvollziehbar.

Hier eine Recherche!

Geschichte Jandias und der Villa Winter"inCofete (von Fritz Junkermann)

Die uns in dieser Folge interessierende Zeit in der Geschichte Jandias begann am 19. Juli 1937 mit der Unterzeichnung des privaten Pachtvertrages zwischen dem Grafen von Santa Coloma und "Don Gustavo Winter", ergänzt am 15. August 1937. Die entsprechende notarielle Urkunde wurde in der nordspanischen Stadt Burgos ausgestellt, ohne dass sie jedoch je Eingang in das hiesige Grundbuch erfuhr. Dieser Vertrag war die Grundlage zum kostenlosen Eigentumsübergang der Halbinsel zugunsten des Pächters Gustav Winter. Am 28. April 1941 wurde vor dem Notar Molina Perez in Madrid die Kaufurkunde zugunsten der Firma "Dehesa de Jandia S.A." unterzeichnet, die in ihren Bestimmungen einerseits die Lastenfreiheit der erworbenen Finca (= ländliches Anwesen), andererseits unter "Siebtens" die unwiderrufliche Anerkennung eines oder mehrerer (ungenannt gebliebener) vorhandener Pächter enthielt. Noch interessanter war die Klausel "Achtens" mit der Festlegung "Alle beweglichen und unbeweglichen Güter auf der Finca werden zum Eigentum der Käuferin erklärt, ausgenommen alle (ungenannten) Aufbesserungen, die durch den Pächter unternommen wurden und diesem gehören, daher von der Käuferin nicht erworben sind"

Ein wahrlich ungewöhnlicher Freibrief — wir sehen gleich warum!

Am 6. Mai 1941 erscheinen Don Manuel Girona, Geschäftsführer der „Dehesa de Jandia S.A." und Inhaber von neun der zwölf Aktien, sowie Herr Gustav Winter vor dem selben Notar in Madrid. Herr Girona erklärt:

1.) dass am 19. Juli 1937 die Voreigentümer einen privaten Pachtvertrag mit Herrn Winter mit Wirkung vom 1. Oktober 1937 abgeschlossen haben und dass diese Privatdokumente 1937 in Burgos vor dem dortigen Notar, Don Jose Nieto, protokolliert wurden.

2.) dass Don Gustavo Winter am 1. Oktober 1937 den Besitz der Finca übernahm.

3.) dass die hierfür durchgeführte Inventur die Existenz von 490 Schafen und Ziegen ergab. (Kein Wort von Häusern, Brunnen, Gerätschaften, etc.).

4.) Dass im April 1941 der Graf von Santa Coloma und Don Angel Fiat, als alleinige Eigentümer der "Dehesa", mit der Genehmigung Herrn Winters die Finca an die Firma "Dehesa de Jandia S.A" mit der Maßgabe veräußerten, die Rechte der Pächterzu respektieren.

Auf Grund dieser Erklärung kommen die Erschienenen überein, die Pachtverträge vom 19. Juli und 15. August 1937 in allen Punkten zu ratifizieren und vereinbaren weiter:

5.) dass die seit dem 1. Oktober 1937 gepachtete Finca aus 4.000 ha. sandigem Boden, 15.000 ha. felsigem Berg, 1.000 ha. unbearbeitetem Boden, mit Ausnahme von ungefähr 100 ha. Ackerboden, der nur bei Regen Ertrag bringen kann, besteht.

6.) dass bei der Besitznahme durch den Pächter keinerlei Einrichtungen zur Gewinnung und Verteilung von Wasser vorhanden waren, mit Ausnahme einiger kleiner Quellen mit spärlicher Ausbeute an Wasser, das zumal für die Bewässerung von Pflanzen ungeeignet sei. Daher sei die Dehesa de Jandia seit Urzeiten nur für die Aufzucht von Ziegen und die Gewinnung von Kalk zu nutzen. An Gebäude bestanden etwa 25 armselige, selbst erstellte Fischerhütten, die ohne Genehmigung durch die Eigentümer errichtet wurden.

7.) dass jede Art von urbaner und ländlicher Bebauung, Wege, Brunnen, Lagerhäuser, Ställe, Wasserwerke und Wasserleitungen, die zur Zeit in der gepachteten Finca bestehen, ausschließlich Aufbesserungen durch den jetzigen Pächter, Don Gustavo Winter, darstellen. Die verpachtende Gesellschaft übernimmt die Verpflichtungen der früheren Eigentümer über die Aufbesserungen durch den Pächter.

Hier ist der Kommentar angebracht, dass damit alle traditionellen Strukturen der Halbinsel, wie "Cofete" als ehemaliger Hauptort und sonstige 6 kleinere Siedlungen, die "Casa de la Sehora", die ausgedehnten Ackerflächen und der große Reichtum an Süßwasser im Süden als Geschenk an den Pächter Gustav Winter gingen. Den Grund hierfür finden wir unter "Zehntens" der nachfolgenden Vereinbarungen:

8.) Die jährliche Pacht wird mit 9.000 Peseten vereinbart (damals das Jahreseinkommen eines Arbeiters!!), die im Voraus zu zahlen ist, "wobei der Pächter sich das Recht vorbehält, erst zwischen dem 1. Oktober und den 31. Dezember eines jeden Jahres zu zahlen". Es wurde weiter vereinbart, dass bei Nichtzahlung der Vertrag weiter gültig bleibt, und zwar ein Jahr, nachdem die Verpächterin in nachweisbarer Form die Zahlung angemahnt hat.

9.) Der Pachtvertrag wird für die Dauer von 6 Jahren ab 1. Oktober 1940 geschlossen und verlängert sich automatisch jeweils um weitere 6 Jahre.

10.) Bedingt durch die aktuellen schlechten Voraussetzungen für die Nutzung und Produktion in der "Finca de Jandia" und auf Grund der Notwendigkeit, erhebliches Kapital in sie zu investieren, um die Bedingungen nachhaltig zu verbessern, erlaubt die Verpächterin — ohne jegliche Einschränkung — dem Pächter, alle Maßnahmen durchzuführen, die ihm als erforderlich erscheinen. Er ist verpflichtet, Buch über die entstandenen Kosten zu führen, die er der Verpächterin am Ende eines jeden Jahres per Einschreiben mitzuteilen hat. Die Investitionen verstehen sich als genehmigt, wenn die Verpächterin nicht innerhalb von 30 Tagen nach Erhalt der Mitteilung Einspruch in beweiskräftiger Form einlegt. Was die Aufbesserungen betrifft, die vor diesem Vertrag unternommen wurden, so sind diese bis zum 1. Oktober 1941 zu bewerten und wie vorgenannt der Verpächterin mitzuteilen.

Weiter wurde in dieser Klausel festgelegt, dass im Falle der Auflösung des Vertrages Herrn Winter entweder der aktuelle Wert der Aufbesserungen oder das gesamte investierte Kapital zu zahlen ist. Auf keinen Fall kann der Vertrag, ohne vorherige Auszahlung durch die Verpächterin, gelöst werden.

11.) Hier wurde vereinbart, dass der Pächter nach seinem Belieben und seinen Konditionen weiterverpachten und seine Rechte vererben kann.

Was für ein Vertrag! Alle Rechte dem Pächter, er kann nicht gekündigt werden, er kann investieren, was er will und zu den Preisen, die er festlegt, zu Lasten der "Eigentümer". Alles, was Jandia vor seiner Ankunft an Werten besaß, außer 25 schäbige Fischerhütten, wurde unwiderruflich sein Eigentum. Und das alles für heutige 10.800 € im Jahr? Davon ausgehend, dass einer der zwei Aktionäre der "Dehesa de Jandia S.A." Rechtsanwalt war, ergibt sich von selbst: diese Erklärung enthüllt den de facto Eigentümer: Gustav Winter, in wessen Namen auch immer!

DIE VERSCHLEIERUNG

Im ersten Bürgerkriegsjahr 1937 spaziert ein deutscher Elektroingenieur im Juli von Las Palmas nach Madrid (oder ein spanischer Graf von Madrid nach Las Palmas), um einen Pachtvertrag über ein Latifundium zu unterschreiben — und im August noch mal zum Vertragsnachschlag. Irgendwann danach, aber vor dem 1. Oktober, treffen sich beide zur

notariellen Beurkundung 350 km nördlich von Madrid in der Stadt Burgos wieder. Reisen durch Spanien waren zu jener Zeit sehr gefährlich. Der spanische Bürgerkrieg kostete immerhin über 1 Million Tote. 1941 war auch nicht gerade eine gute und bequeme Zeit zum Reisen. Die ersten Jahre der spanischen Nachkriegszeit waren sehr ungemütlich im Lande, politisch wie auch durch die Blockade Spaniens durch die Alliierten, der 2. Weltkrieg war ja voll zugange.

Dennoch treffen sich zwei landwirtschaftliche Laien, ein Militär und ein Rechtsanwalt, in Barcelona, um eine Gesellschaft zur Bewirtschaftung einer sehr ärmlichen, an einen ebensolchen Laien verpachteten, riesigen Finca am damaligen Ende der Welt zu gründen (Fuerteventura zählte damals weniger als 10.000 Einwohner).

Neun Tage später trifft sich die ganze Gesellschaft aus Barcelona, Madrid und Las Palmas in Madrid, um einen Kaufvertrag zu unterzeichnen, dessen "Erläuternde Escritura" (Erläuternde Beurkundung) - "Aclaratoria de otra" an gleicher Stelle 17 Tage später den wahren Eigentümer enthüllte.

Die Eile und die Art der Durchführung wären ohne gründliche Vorbereitung nicht möglich gewesen. Denn nur innerhalb dreier Monate wurden die Verträge über die Auszahlung der Erben des Grafen (5. Februar 1941), über die Gründung der Firma "Dehesa de Jandia" (19. April 1941), der Kaufvertrag (28. April 1941) und die "Erläuternde Escritura" (6. Mai 1941) abgeschlossen. Trotz der sonstigen Eile wurde lediglich die "Escritura" vom 28. April 1941 erst am 29. Oktober 1943 ins Grundbuch eingetragen; die Pachtverträge von 1937 sowie die "Erläuternde Escritura" vom 6. Mai 1941 blieben für immer außen vor und spielten ihre entscheidende Rolle erst 1962 und 1964 aus! So blieb offiziell verborgen, dass der Pächter auch der Eigentümer Jandias war, zudem es nach dem Zusammenbruch 1945 eh keine Hintermänner mehr gab. Wie dem auch sei: die strikte Neutralität Francos wurde gewahrt, bis Spanien in das westliche Bündnis integriertwurde.

DAS ENDE DER "DEHESA"

1957 wird der Sitz der Firma "Dehesa de Jandia S.A." von Barcelona nach Las Palmas verlegt; am 3. November 1961 legt der Geschäftsführer D. Manuel Girona sein Mandat nieder, der zweite Aktionär, Senor Nogueras, wird zum Geschäftsführer bestellt. In einer außerordentlichen Sitzung vom 21. September 1962 wird Herr Gustav Winter zum zweiten Geschäftsführer ernannt. Damit konnte Herr Girona ungenannt seinen Anteil am Coup ergattern und Herr Nogueras für die Gesellschaft handeln, um Gustav Winter zu decken.

Nun wurde die Finca erst einmal in vier große Parzellen ("Lotes") aufgeteilt.

Der westlichste Teil, Lote Nr. 1, trennte ca. 4.000 ha. des Fußes der Insel von Meer zu Meer und wurde am 30. April 1965 an die von Schweden beherrschte Firma "Punta del Sol S.A." für 8.500.000 Peseten verkauft. Das einzig Bemerkenswerte in unserem Zusammenhang ist, dass Herr Nogueras in der Escritura u.a. erklärt, "er habe für die Verkäuferin lediglich 2.850.000 Peseten zu erhalten, während der Rest von 5.650.000 Peseten dem Pächter, Herrn Gustave Winter, für die auf der Finca 1937-1962 durchgeführten Aufbesserungen zusteht."

Im Besitz der Verkäuferin verbleiben (u.a.) die Start- und Landebahn in der Punta de Jandfa mit 1.000 x 200 m plus 112 ha. beim Leuchtturm, die dem Staat oder einer privaten Gesellschaft überschrieben werden sollten, sobald ein Flughafen auf diesem Gelände erstellt wird.

Lote Nr. 2 mit 2.163 ha. behielt die Firma "Dehesa de Jandia S.A.", deren 12 Aktien Herr Winter als Ausgleich für die "Aufbesserungen" schon längst insgeheim erhalten hatte, möglicherweise schon von Anbeginn (Firmenankäufe sind beim Handelsregister einzutragen, Aktienkäufe hingegen nicht). Obwohl flächenmäßig die kleinste Einheit, war sie zu der Zeit die wertvollste, da sie den gesamten Strand von Jandia (Matorral), den schönsten Teil von Cofete, alle hohen Berge mit ihrem Reichtum an trinkbarem Quellwasser, das Dorf Morro Jable, den kleinen Hafen und die entstehende Tourismuszone (mit dem ersten Hotel "Casa Atlantica") enthielt.

Am 21. Februar 1964 wurde Lote Nr. 3 mit 2.335 ha. an die Töchter des D. Manuel Girona (ehemals Eigentümer mit 9 Gründeraktien) zum Preis von unglaublichen 600.000 Pts. (0,025 Pts../m2) verkauft. Als Vertreter der Verkäuferin füngierte Gustav Winter. Diese Parzelle erstreckte sich von Meer zu Meer, etwa vom Ostteil Jandias (Playa del Matorral) bis zum Barranco del Esquinzo — der Anteil des Hauptstrohmannes?

Noch günstiger wurde am 14. Februar 1964 der Lote Nr. 4 vom Barranco del Esquinzo bis La Pared mit 9.341 ha. an die Firma "Terrenos Canarios S.A." für noch unglaublichere 600.000 Pts. verkauft (nach dem damals üblichen Preis von 1 Pts./m2 wären eigentlich 93.410.000 Pts. fällig gewesen). Vertreter der "Dehesa de Jandia S.A." war wiederum Gustav Winter. Ausgenommen von dem Verkauf wurden u.a. 300.000 m2, die später die "Costa Calma" bildeten.

Es wurde ein "sauberes Gschäftle"!

Fassen wir zusammen: Möglicherweise durch irgendeine Institution des Dritten Reiches initiiert und schön versteckt hinter dem damals einflussreichsten Deutschen der Kanarischen Inseln, wird in Friedenszeiten eine Basis für die deutsche Flotte gesucht, (siehe die Hinweise dazu in den weiter unten genannten Dokumenten!) Dieser Deutsche pachtet eine fast entvölkerte Halbinsel ohne Verkehrsanbindungen für 9.000 Pts./jährlich. Als es 1940-41 ernst wurde, werden über zwei Strohmänner in aller Eile und für ein Almosen (250.000 Pts.) einige der größten Latifundien von ganz Spanien gekauft, was mit Sicherheit mit Druck von ganz oben geschah. Warum sollte sonst ein Grande von Spanien, Kämmerer Seiner Majestät, mehrfacher Graf und Marquis, einen 500 Jahre alten Familienbesitz für einen 'Appel und ein Ei'verkaufen?!

Verdunkelt wird auf Teufel komm raus

Erinnern wir uns an die Verträge, die 1941 das Eigentum Winters an Jandia ohne Eintrag ins Grundbuch sicherten. Während des Krieges verschwindet Winter nach Deutschland, ohne dass irgendjemand in Erfahrung bringt, was er da tut — zur Wehrmacht war er nicht, dazu war er zu alt. Anfang 1946 kommt er entnazifiziert zurück und widmet sich in aller Stille als de facto Eigentümer seinen Agrargeschäften in Jandia (dazu mehr im Kapitel "Die Feudalherrschaft" in der kommenden Ausgabe), wartet 1958 seine spanische Staatsbürgschaft ab und schlägt bei der besten Gelegenheit meisterhaft zu. Er behält zum Nulltarif die Lotes Nr. 1 und 2, nachdem er stillschweigend richtig kräftig beim Lote Nr. 4 kassierte, und schickt seinen Strohmann Nogueras vor, um beim Lote Nr. 1 zwei Drittel des Verkaufpreises für sich einzunehmen. Das erste Drittel war wohl der Anteil Nogueras. Alles strengstens legal, bereits 1937 und 1941 bestens eingefädelt und verschleiert, gleich ob Deutschland verliert oder gewinnt.

Das, glaube ich, war das "Rätsel Don Gustavo Winter". Er hatte seine Karte im Ärmel und spielte sie meisterhaft aus, nutzte seine Chancen, niemand konnte ihm etwas streitig machen — und Franco blieb schön neutral.

Unter den Dokumenten zum Nürnberger Prozess stieß ich, neben den bereits erwähnten, auch auf das Protokoll einer Besprechung im Dezember 1935, gerade sechs Monaten nach Abschluss des Flottenvertrages mit England vom 18. Juni 1935 zwischen Göring und Admiral Raeder, in welcher der strategische Vorteil einer festen Basis auf einer der atlantischen Inselgruppen (Azoren, Madeira, Kanaren) erörtert wurde. Damals waren große Schlachtschiffe das Rückgrad der Marine (so nimmt es nicht Wunder, dass bei Kriegsausbruch die Marine 5 Panzerkreuzer, ca. 20 Zerstörer und jede Menge Minenleger sowie sonstige Überwasserfahrzeuge besaß, jedoch nur 12 seeklare U-Boote). Man einigte sich, dem Führer Teneriffa vorzuschlagen, da diese Insel die beste Infrastruktur auswies und näher zum offenen Atlantik gelegen war, womit der Südatlantik für England gesperrt und der Nachschub aus den Kolonien gekapert werden könnte. Teneriffa war insofern auch günstiger, als seinerzeit Franco aus eigenem Interesse (Legion Condor!) freundlich zu Hitler war.

Am 4. Juli 1939 schrieb der "Inteligence Service" der englischen Admiralität aus Teneriffa über die Rolle der "deutschen Kolonie" auf den Kanaren "über den Etappendienst* dieser Leute zur Versorgung deutscher Schiffseinheiten, insbesondere Mr. 6. Winter, der Garantien für die deutsche Flotte in den spanischen Häfen zu erlangen versucht".

Unter Etappendienst oder "Fünfte Kolonne" verstand man die Spionage- und Wühltätigkeiten der deutschen Kolonien im Ausland. Der straff in der Auslandsorganisation (AO) des Reichsleiters Alfred Rosenberg integrierte Personenkreis bestand überwiegend aus strammen Nazis. Gustavo Winter hingegen gehörte keiner Parteiorganisation an. (Bundesarchiv, Berlin)

Dem durch Scheuklappen und durch die gängige Meinung vorgezeichneten Weg folgend, habe ich über zwei Jahrzehnte Material gesammelt, "Feldarbeit" geleistet und Indizien nachgespürt, mit dem fixen Ziel, eine lückenlose Verbindung zwischen Wehrmacht, SS, Jandia und Gustav Winter herzustellen. Aber, je mehr ich zusammentrug, umso weniger passend erschien mir das Ergebnis. Das Ganze sprach jeder Logik Hohn — bis ein Nebensatz in einem Gespräch Ende 2005 aus dem Puzzle ein vollständiges Bild ergab, das alles umkrempelte und das "Chalet de Cofete" (so die offizielle Bezeichnung für die "Villa Winter") und die gesamte Geschichte in ein ganz anderes Licht rückte.

Quellen: Grundbücher und Handelsregister von Puerto del Rosario, Las Palmas und Barcelona • Dokumente zu den Kriegszeiten: Dokumente zu den Nürnberger Prozessen, Bundesarchiv Berlin • Sonstige spanische Dokumente aus dem exzellenten Buch von J. R Martin Luzardo „Origenes de la Propiedad en la Peninsula de Jandia" • Zeitzeugen, eigene Recherchen

Ab nach Fuerteventura

 

 

 

Sie befinden sich hier:

Facebook